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Ein Hund aus dem Auslandstierschutz



#adoptdontshop


Diesen Hashtag liest man ja sehr häufig in den sozialen Medien.

Ich persönlich stehe dieser Meinung aber auch kritisch gegenüber und finde definitiv, dass beides seine absolute Berechtigung hat - einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren oder auch zu einem Züchter/einer Züchterin zu fahren und sich dort einen Welpen zu holen.

Unsere Leben und Pläne mit einem Hund sind sehr individuell. Der eine ist alleinstehend sehr flexibel und kann sich erst einmal sehr an die Bedürfnisse des neuen Hundes anpassen. Die anderen haben eine 5-köpfige Familie und hier ist es wichtig, dass der Hund sich schneller anpasst.

So gilt es sich vorab gut zu überlegen, welche Herausforderungen der Hund meistern soll und sich gegebenenfalls auch vor Anschaffung des Hundes professionelle Unterstützung für diese Entscheidung zu holen.

Und diese kann eben wahlweise ein Hund aus dem Tierschutz sein oder auch, sich einen guten Züchter zu suchen. So wie es für dich und dein Leben eben besser passt.



Keine Vergleiche


Du bist ein ganz individueller Mensch und dein Hund ist auch eine völlig individuelle Persönlichkeit - euch gibt es keine zweites Mal.

Die einen Situationen werdet ihr total schnell meistern und an anderen werdet ihr einen längeren Weg beschreiten. Völlig normal. Hier kannst du dich nicht vergleichen, und Vergleiche sorgen in der Regel eh nur für Frust.

Ganz besonders beim Thema Tierschutzhund aus dem Ausland ist es so wichtig, sich nicht in Hundekursen oder auf Spaziergängen mit den zum Beispiel Golden Retrievern und Labradoren vom Züchter zu vergleichen. Hier herrschen völlig andere Voraussetzungen. Diesen Hunden wurde von Geburt an die Kooperation mit dem Menschen gewöhnt.

Ganz im Gegensatz zu Hunden aus dem Auslandstierschutz - hier kann sich bereits vorgeburtlicher Stress der Mutterhündin negativ auf das Gehirn der Welpen auswirken. Wenn die Welpen dann auf der Straße geboren werden, machen sie häufig bereits erste negative Erfahrungen mit Menschen, sie werden verscheucht oder Schlimmeres.

Aber auch die Einfangaktionen, die zwar einem guten Zweck dienen sollen, laufen häufig für die Hunde so unglücklich ab, dass auch hier Misstrauen gegenüber Menschen und besonders gegen Männer geschürt wird.

Und somit gilt es hier noch mehr als bei jedem anderen Hund, erst einmal ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zur Bezugsperson herzustellen - über Ankommen lassen, Zeit geben und einen respektvollen und bedürfnisorientierten Umgang mit dem Hund. Das sollte vor jedem Sitz-, Platz-, Fuß-, Bleibtraining stehen.

Große Hilfestellung vorab


Das Wichtigste und Beste, was du für deinen Hund immer vorab tun kannst, ist dich ausgiebig und sehr fleißig mit der hündischen Körpersprache und Kommunikation auseinanderzusetzen. Es ist so wichtig, dass du potentielle Konfliktsituationen frühzeitig und schnell erkennen kannst und deinen Hund unterstützt.

So viele Hunde sind nach der Ankunft so überfordert, dass sie recht wenig Verhalten zeigen und die Bezugspersonen die Hunde als unproblematisch im Alltag erachten. Sie mit in Parks, Restaurants nehmen und die Hunde das scheinbar gut mitmachen. Hier werden häufig Stressanzeichen übersehen. Wenn die Hunde dann mehr ankommen und immer überforderter werden, entlädt sich dieser Stress scheinbar plötzlich durch Anbellen, in die Leine springen, Abschnappen, etc.

Vieles hiervon wäre durch eine bessere Schulung des zukünftigen Halter*innen absolut vermeidbar.

Hündische Kommunikation ist sehr fein und sehr komplex - hier kannst du tatsächlich nie auslernen. Aber es ist eben auch ein wunderschönes Thema.



Pläne


Es ist wichtig, dass du dir vor Einzug deines neuen Hundes Pläne machst. Wie soll euer Zusammenleben aussehen. Wie kannst du ihn an alle eure Herausforderungen des Alltags heranführen? Auch hier kannst dich vorab schon professionell unterstützen lassen.

Aber es ist genau so wichtig, dass du trotz all deiner Pläne auch immer flexibel bleibst. Wie vorhin schon erwähnt, werden manche Situationen einfach ohne großen Aufwand gut funktionieren und andere eben nicht. Da darfst du dann all deine Pläne mal über den Haufen werfen und nachjustieren.

Ich empfehle allen meinen Kund*innen immer eine 2-Jahres Plan zu machen. Also was steht in den nächsten zwei Jahren in deinem Leben an, Hochzeiten, Umzüge, Reisen, Kinder, etc. Im nächsten Schritt wird dann zum Beispiel festgelegt, ob dein Hund mit in den Urlaub kommt. Wenn ja auf welche Situationen solltest du ihn vorbereiten - lange Autofahrten, überschaubare Zeit allein im Hotelzimmer, etc.

Wenn dein Hund aber nicht mit in den Urlaub soll, wie und wo soll er betreut werden? Wie kannst du ihn hierauf angemessen vorbereiten.

Der 2-Jahres Plan ist natürlich auch stets veränderbar. Aber so hast du immer ein Grundgerüst und kannst dich und deinen Hund gut auf die Herausforderungen eures Zusammenlebens perfekt vorbereiten.

Erste Schritte


Im ersten Schritt solltest du deinen Hund erst einmal ankommen lassen - und nein, er muss nicht sofort dies, das oder jenes üben und trainieren. Jetzt muss er erst einmal dich und seine neue Umgebung kennenlernen und seinen Umzug verarbeiten.

Gerade Hunde aus dem Auslandstierschutz haben in der Regel eine lange, stressige Reise mit anderen gestressten Hunden hinter sich und diese sollten sie dann auch in Ruhe verdauen dürfen.

Aber auch ein Hund aus einem deutschen Tierheim oder einer Pflegestelle hat mindestens zwei Heimatwechsel (in und aus dem Tierheim) hinter sich und braucht jetzt erst einmal Zeit.



Lerne deinen Hund kennen!


So wichtig für dich! Wir alle haben ja immer so eine Vorstellung für das Zusammenleben mit Hund und wie wir uns einen Hund vorstellen. Aber nicht selten entspricht der Hund gar nicht so ganz diesem Bild, ;-)

Jetzt gilt es also erst einmal ruhig, wertfrei und möglichst entspannt zu beobachten, was für eine Persönlichkeit dein Hund mitbringt. Ist er eher misstrauisch und zurückhaltend, überfordert und überdreht oder oder oder. Hier sollte der Trainingsplan unbedingt an den Hund individuell angepasst werden.

Dann gilt es für dich, ein sicheren Hafen für deinen Hund zu werden. Sei freundlich, wertschätzend und verständnisvoll an seiner Seite. Biete deine Nähe an ohne dich aufzudrängen!

Herausforderungen schweißen zusammen


Ich finde ja, alle Hundehalter*innen sollten sich über die „Probleme“, die der Hund so mitbringt freuen. Denn sie geben dir die Möglichkeit, dich als kompetente liebevolle Bezugsperson zu bewähren. Nett und fair zu einem Hund zu sein, der sich super anpasst, ist kein Hexenwerk.

Das gleiche aber in einer Situation zu leisten, in der der Hund nicht erwünscht reagiert - das ist eine Kunst. Zum Glück kann das aber jeder lernen über Achtsamkeit mit dem Hund, Managementmaßnahmen und Training. Und wenn du und dein Hund herausfordernde Situationen immer besser als Team meistert, gibt es wenig, was euch mehr stärkt.

Lass deinen Hund wachsen - in seinem Tempo


Für mich darf jeder Hund anfangs in Watte gepackt werden. Denn in erster Linie sollte er schöne Erlebnisse und positive Emotionen in seiner neuen Umgebung und auch mit seiner neuen Bezugsperson bzw. -personen verknüpfen.

Erst wenn eine einigermaßen vertrauensvolle Beziehung geschaffen wurde, fangen wir angepasst an, uns Herausforderungen zu stellen.

Denn mit der Zeit, darf dein Hund natürlich an Kompetenz auch in für ihn schwierigen Situationen hinzugewinnen. Das fördert sein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.


Auf dieser Reise ist es wichtig, dass du deinem Hund gut zuhörst. Viele Faktoren beeinflussen eine gute oder schlechte Tagesform. Das kennen wir von uns und das ist bei Hunden nichts anderes. Daher kannst du den Alltag nicht immer nach Trainingsplan bestreiten, sondern musst dich der Tagesform deines Hundes, aber natürlich auch deiner eigenen anpassen.


Wenn dein Hund also deutlich zeigt, dass er die aktuelle Herausforderung nicht meistern kann, solltest du auch mal ein „Nein“ akzeptieren. Studien zeigen, dass Hunde auf diese Weise nämlich situativ mutiger werden, weil sie eben notfalls abbrechen können. Und es ist eben ein Trugschluss, den Hund immer durch Situationen „durchzwingen“ zu müssen.

Die richtige Begleitung


Immer wieder höre ich Empfehlungen, dass der Hund sofort in die Hundeschule muss, weil er ja direkt alles lernen soll.

Meiner Erfahrung nach ist diese Entscheidung aber deutlich komplexer. Wie angestrengt ist dein Hund von seinem neuen Leben? Wie arbeitet die Hundeschule - herrscht viel Druck oder werden Situationen auch für deinen Hund individuell gestaltet? Wie groß sind die Gruppen? Um nur einige Punkte zu nennen.

So kommt es also häufig vor, dass der Hund vom Hausbesuch eines Trainers oder einem Training in einer Hundeschule noch völlig überfordert wäre, aber die Halter*innen bereits sehr viele Fragen haben.

Daher arbeite ich so gerne online. So können wir über Videoanalysen schon sehr viel helfen und auch den Hund auf die kommenden Situationen vorbereiten.

Denn das Wichtigste ist eine gute Schulung der Bezugsperson, damit diese ihren Hund adäquat begleiten und unterstützen kann.

Und wenn es dann nötig oder gewünscht ist, können ja dann immer noch Livetermine wahrgenommen werden.

6 praktische Tipps